Vorbereitung – der schönste Start in den Tag
Schon am Vormittag war klar: Das wird ein richtig schöner Tag – ruhig, entspannt und trotzdem mit diesem gewissen Hauch von Aufregung, der immer dann mitschwingt, wenn ich als Tamara unterwegs bin. Das Make-up dauerte gut 1,5 Stunden, nicht aus Perfektionismus, sondern aus Genuss.

Ich mag diese Zeit, in der ich vor dem Spiegel langsam Schicht für Schicht auftrage, bis sich das Bild rund anfühlt. Foundation, Concealer, Lidschatten, Lippenstift – jeder Handgriff ist eine Bewegung in Richtung Weiblichkeit.
Das Outfit stand schon fest: eine schwarz-weiße, leichte Baumwollhose mit weitem Bein, dazu ein schwarzes, leicht glänzendes Shirt. Schlicht, aber mit Ausstrahlung. Die Stoffe fühlten sich weich an, der Look war klar, elegant und unaufgeregt. Passend dazu trug ich meine schwarz-weißen Sneaker – feminin, aber bequem genug für einen ganzen Tag auf den Beinen. Für alle Fälle musste noch der graue Cardigan mit. Das Wetter versprach Sonne, doch am See kann es schnell frisch werden. Ein kurzer Blick in den Spiegel, Schmuck anlegen, ein stilles Lächeln, und ich war bereit für den Tag.
Bevor es losging, entstanden noch ein paar Fotos zuhause. Ich mag diese Momente, bevor der Tag wirklich beginnt. Man sieht sich selbst noch in diesem Zwischenraum – nicht mehr im Alltag, aber noch nicht ganz in der Geschichte des Tages angekommen. Die Kamera hilft mir, mich selbst zu sehen, nicht kritisch, sondern mit Wohlwollen.
Dann starteten wir Richtung Chiemsee. Noch ein kurzer Stopp an der Tankstelle – und genau dort spürte ich gleich wieder dieses leise Glück: Keiner schaut komisch, keiner zögert. Ich trete an die Kasse, bezahle, bedanke mich, fertig. Für andere ist es nur ein Tankvorgang – für mich ein Stück gelebte Normalität.
Die Fahrt nach Prien verlief entspannt. Die Landschaft zog vorbei – sattes Grün, kleine Ortschaften, weite Felder. Ein bisschen Vorfreude auf einen Tag am See.
Ankunft in Prien – ein Gefühl von Freiheit
In Prien angekommen, fanden wir gleich einen Platz auf dem großen Parkplatz direkt am Seeufer, nahe den Anlegestellen. Am Anleger herrschte reges Treiben, Familien mit Kindern, Touristinnen, Ausflügler. Ich reihte mich einfach ein, ganz selbstverständlich, wie jede andere Frau auch.


Beim Warten auf das Ticket für die Schifffahrt musterte mich ein kleiner Junge neugierig – dieser offene, kindliche Blick, der alles sehen will und noch nichts bewertet. Ich musste innerlich schmunzeln. Und das war’s auch schon. Kein Tuscheln, kein Geflüster. Einfach ein Blick, der kam und ging.
Der Ticketkauf verlief unspektakulär und ein paar Minuten später war ich auch schon an Bord. Der Wind wehte leicht, das Wasser glitzerte, und die Sonne wärmte angenehm.
Während die Motoren anbrummten und das Schiff sich langsam vom Ufer löste, suchten wir uns einen Platz im Inneren. Durch die großen Fenster fiel das Sonnenlicht, das Wasser draußen glitzerte, und ich konnte den leichten Wellenschlag beobachten, ohne selbst im Wind zu stehen. Es war ruhig, angenehm temperiert und genau das richtige Tempo, um sich einfach treiben zu lassen.
Ich mochte diesen Blick durchs Glas – das leise Schaukeln, das gleichmäßige Brummen, die vorbeiziehende Landschaft. Niemand achtete auf mich, niemand sah zweimal hin. Ich war einfach Teil dieses kleinen Mikrokosmos aus Urlaubsgästen, Familien und Paaren, die den Tag auf dem See genossen.
Es war ein friedlicher Moment. Einer dieser stillen Übergänge, in denen man gar nichts Besonderes tut, aber plötzlich spürt, wie selbstverständlich alles geworden ist.
Schloss Herrenchiemsee – zwischen Glanz und Normalität
Die Tickets für die Schlossführung mussten direkt auf der Insel gekauft werden. Als ich an der Reihe war, reichte mir der Mitarbeiter die Karten mit einem kurzen: „So, bitte der Herr.“ Ich blieb ruhig, korrigierte ihn freundlich mit „Die Dame, bitte“ – und in seinem Gesicht erschien sofort ein verlegenes Lächeln. Kein Widerstand, keine Unsicherheit, nur ein kleiner Moment der Erkenntnis. Danach war alles wieder gut.
Der Spaziergang vom Anleger bis zum Schloss führt an gepflegten Rasenflächen vorbei und ein Stück weit durch ein kleines Wäldchen, das im Halbschatten fast kühl wirkte. Ich spürte die Sonne auf der Haut, das leichte Rascheln der Hose bei jedem Schritt und dieses Gefühl, einfach ganz da zu sein.







Die Führung selbst war beeindruckend wie immer. Gold, Kristall, Samt – eine Welt, in der man sich fast verliert. Die Gruppe bestand aus Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt. Niemand achtete besonders auf mich. Ich war schlicht eine Frau, die sich für Kunst und Geschichte interessierte.
Nach der Führung setzten wir uns im Selbstbedienungsrestaurant am Schloss nieder. Drinnen war noch Platz – draußen leider alles besetzt. Es gab Aperol Spritz und ein Stück Apfelkuchen mit Vanillesoße. Ich genoss die kleine Pause, das Stimmengewirr um mich herum, und dieses Gefühl, einfach dazu zu gehören. Keine Aufregung, kein „Anderssein“. Nur Ruhe.
Ein kleiner Zwischenstopp – Fraueninsel
Zurück auf dem Schiff fuhren wir weiter zur Fraueninsel. Das Licht wurde sanfter, der Himmel leicht milchig. Auf der Insel angekommen, war es schon später Nachmittag. Die Läden hatten leider bereits geschlossen, und ich konnte kein Marzipan mehr kaufen – ein kleiner Wermutstropfen, aber nichts, was die Stimmung trübte. Stattdessen gab es ein Radler im Biergarten, ein kurzer Blick aufs Wasser, und dieser Moment der Zufriedenheit, wenn man weiß: Das war ein schöner Tag.
Ich beobachtete die anderen Gäste – Paare, Freundinnen, Familien. Alles ganz normal, ganz alltäglich. Und ich war mittendrin. Weder versteckt noch auffällig. Nur sichtbar. Und diese Sichtbarkeit fühlte sich frei an, nicht wie eine Herausforderung, sondern wie ein Zustand, der einfach da ist.
Der Abschluss – ein Tag mit Geschmack

Die Sonne stand tief, als das Schiff zurück nach Prien fuhr. Das Wasser glitzerte in Orange und Gold, Möwen zogen ihre Kreise, und der Wind hatte dieses weiche Abendgefühl. Ich lehnte mich zurück, die Hände locker auf der Tasche, das Gesicht entspannt. Kein Gedanke an Passing, kein Gedanke an mögliche Blicke. Nur das Hier und Jetzt.
Ich dachte an das, was mir früher immer gefehlt hatte: diese Ruhe im Kopf. Früher war da ständig das innere Fragen – sehe ich „echt“ aus, bewege ich mich richtig, fällt etwas auf? Heute war davon nichts geblieben. Ich wusste, dass mein Passing funktioniert. Ich brauchte es nicht mehr als Beweis. Ich war einfach Tamara. Und das war genug.
Zurück in Prien beschlossen wir, den Tag im Restaurant direkt am Seeufer ausklingen zu lassen. Es gab Rahmschwammerl mit Semmelknödel – genau das Richtige nach so einem Tag. Draußen war es bereits ein bisschen kühler und wir suchten einen Platz drinnen, wo es warm, ruhig und angenehm beleuchtet war. Die Stimmen um uns klangen gedämpft, das Besteck klirrte leise.
Es war der perfekte Abschluss eines Tages, der sich von Anfang bis Ende richtig angefühlt hatte.
Fazit – Normalität als Geschenk
Wenn ich auf diesen Tag zurückblicke, bleibt vor allem eines hängen: Normalität. Ich war den ganzen Tag als Frau unterwegs – beim Tanken, auf dem Schiff, im Schloss, im Restaurant. Niemand hat mir das Gefühl gegeben, nicht dazuzugehören. Kein misstrauischer Blick, keine spöttische Bemerkung. Nur Gelassenheit, Höflichkeit und dieses leise, unspektakuläre „Es ist ganz normal“.
Solche Tage zeigen mir immer wieder, dass man keine perfekte Inszenierung braucht, um akzeptiert zu werden. Ein stimmiges Outfit, ein natürliches Auftreten und das Vertrauen in sich selbst reichen völlig. Dann entsteht diese Selbstverständlichkeit, die alle Unterschiede auflöst.
Tamara 💕
