Make-up ist eine Kunst – und jede von uns fängt klein an. Kein Look entsteht sofort perfekt, egal wie viele Tutorials man gesehen hat. Gerade als Crossdresserin ist die Herausforderung noch ein bisschen größer: Bartschatten, andere Gesichtskonturen, breitere Brauen – all das macht es schwieriger, ein wirklich feminines Ergebnis zu zaubern.
Und das Wichtigste: Fehler gehören dazu. Ich selbst habe unzählige gemacht – von zu dicken Augenbrauen über zu viel Puder bis hin zu Foundation im falschen Farbton. Heute sehe ich das entspannt: Mit jedem Fehlgriff habe ich gelernt, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Damit du dir ein paar Umwege sparst, habe ich die zehn häufigsten Fehler gesammelt – und zeige dir, wie du sie erkennst und vermeiden kannst.
1. Zu dickes Auftragen – das „Maskengesicht“
Viele starten mit dem Gedanken: „Je mehr Produkt, desto besser.“ Foundation, Concealer, Puder – alles in dicken Schichten, damit bloß nichts mehr durchscheint. Doch genau dieser Übereifer macht das Make-up schwer, unnatürlich und lässt die Haut maskenhaft wirken.
Woran erkennst du es?
Das Gesicht wirkt stumpf und leblos, feine Falten oder Poren treten sogar stärker hervor. Besonders im Tageslicht sieht man, dass die Haut eher zugekleistert als geschminkt wirkt. Fotos zeigen diesen Fehler gnadenlos: Statt frisch wirkt das Ergebnis müde und fahl.
Wie machst du es besser?
Arbeite in dünnen Schichten. Nutze zunächst einen Corrector, um Farbprobleme wie den Bartschatten zu neutralisieren, und trage erst danach Foundation auf. Mit einem feuchten Schwamm kannst du überschüssiges Produkt abnehmen und die Haut bleibt durchscheinender. Lieber weniger Produkt und sauberes Verblenden, als eine dicke Schicht, die alles erstickt.
2. Der falsche Farbton bei Foundation und Concealer
Die Farbe ist entscheidend – und trotzdem nehmen viele aus Unsicherheit einen zu hellen Ton oder testen Foundation am Handrücken. Das führt fast immer zu unharmonischen Übergängen und einem Gesicht, das nicht zum Hals passt.
Woran erkennst du es?
Im Spiegel sieht man es manchmal nicht sofort, aber draußen im Sonnenlicht fällt es sofort auf: Das Gesicht wirkt wie eine Maske, die aufgesetzt wurde. Beim Concealer sind es oft die weißen Flecken unter den Augen, die künstlich aussehen und jedes Make-up ruinieren.
Wie machst du es besser?
Teste Foundation immer am Übergang von Kiefer zu Hals, nicht auf der Hand. Nur so siehst du, ob der Ton wirklich passt. Beim Concealer gilt: maximal zwei Nuancen heller als die Foundation – genug, um frischer zu wirken, aber nicht so hell, dass es unnatürlich aussieht.
3. Den Bartschatten nur mit Foundation abdecken
Der Bartschatten ist der Erzfeind vieler Crossdresser. Wer glaubt, ihn mit normaler Foundation unsichtbar machen zu können, erlebt eine böse Überraschung: Das Blau scheint fast immer durch.
Woran erkennst du es?
Selbst nach dem Schminken wirkt die Kinn- und Oberlippenpartie grau oder bläulich. Oft wird es durch die Foundation sogar betont, weil die helle Farbe das Blau hervorhebt.
Wie machst du es besser?
Verwende einen Corrector in Orange- oder Pfirsichtönen. Diese neutralisieren den blauen Bartschimmer zuverlässig. Erst danach kommt Foundation. Ohne diesen Schritt bleibt der Schatten sichtbar – egal wie teuer oder deckend dein Produkt ist.
4. Zu harte Konturen beim Contouring
Contouring ist ein starkes Werkzeug, um ein Gesicht weiblicher wirken zu lassen. Doch wer zu kräftig zeichnet, hat am Ende Balken statt weicher Formen.
Woran erkennst du es?
Deutliche braune Linien an Nase, Wangen oder Kiefer, die auch nach dem Verblenden noch auffallen. Besonders im Tageslicht wirkt das sofort künstlich – eher wie Theater-Make-up.
Wie machst du es besser?
Weniger Produkt und gründliches Verblenden sind der Schlüssel. Contouring soll eine Illusion schaffen, keine sichtbaren Striche. Nutze kleine, kreisende Bewegungen mit einem Pinsel oder arbeite mit einem Schwamm nach. Zum Fixieren eignet sich ein leichtes Contouring-Puder – das macht die Übergänge noch weicher.
5. Augenbrauen ĂĽberzeichnen
Die Augenbrauen geben dem Gesicht seinen Rahmen – und genau hier passieren die größten Patzer. Aus Angst, zu maskulin zu wirken, wird oft zu viel gezupft oder zu dunkel nachgezeichnet.
Woran erkennst du es?
Zu dĂĽnne oder zu dunkel gezeichnete Balken dominieren das Gesicht. Statt femininer wirkt der Ausdruck unnatĂĽrlich und streng.
Wie machst du es besser?
Nur vorsichtig zupfen – am besten an der Unterkante und an den äußeren Rändern. Nutze einen Stift, der zur Perückenfarbe passt, nicht unbedingt zu deiner Naturhaarfarbe. Ein sanft geschwungener, weicher Bogen wirkt femininer als eine harte Linie.
6. Zu viel Puder – der „Cakey-Effekt“
Puder ist wichtig, um Foundation und Concealer zu fixieren. Doch zu viel davon macht die Haut trocken und betont Fältchen.
Woran erkennst du es?
Statt glatter Haut sieht man plötzlich feine Linien, die Haut wirkt fahl und älter. Besonders in Fotos mit Blitzlicht zeigt sich eine „staubige“ Oberfläche.
Wie machst du es besser?
Puder nur dort einsetzen, wo es nötig ist: T-Zone, Bartbereich, unter den Augen. Für das „Baking“ gezielt dicker auftragen, ein paar Minuten einwirken lassen und dann gründlich abpinseln. Weniger ist auch hier mehr – ein leichter Schleier reicht völlig.
7. Lidschatten nicht richtig verblenden
Lidschatten ist wie Malerei – aber ohne Verblenden sieht es aus wie ein Kindergemälde mit klaren Farbfeldern.
Woran erkennst du es?
Harte Übergänge zwischen den Farben, ein unruhiger Look, der das Auge eher verkleinert als öffnet. Bei Schlupflidern setzen sich die Farben zusätzlich unschön in der Lidfalte ab.
Wie machst du es besser?
Investiere in gute Pinsel und nimm dir Zeit. Verblende die Übergänge so lange, bis keine klare Kante mehr sichtbar ist. Lieber zwei Farben sauber verarbeitet als fünf, die nebeneinanderstehen.
8. Lippen ohne Kontur
Die Lippen sind ein zentraler Blickfang – aber ohne Kontur wirken sie unsauber und kleiner.
Woran erkennst du es?
Der Lippenstift läuft über die Ränder hinaus oder sieht nach kurzer Zeit verwischt aus. Die Lippen wirken dünner statt voller.
Wie machst du es besser?
Lipliner verwenden – immer. Er gibt der Lippe eine klare Form und verhindert das Auslaufen der Farbe. Ziehe die Linie ganz leicht über deine natürliche Kontur hinaus. So wirkt der Mund voller, aber nicht künstlich.
9. Gesicht und Hals nicht angleichen
Ein perfekt geschminktes Gesicht bringt nichts, wenn der Hals eine andere Farbe hat.
Woran erkennst du es?
Im Tageslicht oder auf Fotos sieht man sofort: Der Hals ist blasser oder dunkler als das Gesicht. Das Ganze wirkt wie eine Maske.
Wie machst du es besser?
Ziehe Foundation und Puder immer etwas in den Halsbereich hinein. Wenn du ein tieferes Dekolleté zeigst, gleiche auch dieses an. Weiche Übergänge sorgen für Harmonie und verhindern harte Kanten.
10. Zu viel, zu schnell, zu ungeduldig
Der größte Fehler ist Ungeduld. Alles soll sofort perfekt sein – und am Ende wird überladen und hektisch gearbeitet.
Woran erkennst du es?
Das Ergebnis wirkt übertrieben: zu viele Farben, zu viel Schicht, nichts harmoniert miteinander. Oft fühlt man sich unwohl, obwohl man „alles“ gemacht hat.
Wie machst du es besser?
Mach dir bewusst: Make-up ist ein Prozess. Übe Schritt für Schritt, fotografiere dich im Tageslicht und reflektiere, was dir gefällt und was nicht. Mit jedem Versuch wirst du sicherer. Perfektion ist nicht das Ziel – wohlfühlen ist es.
Fazit: Fehler sind Helfer
Kein Make-up ist von Anfang an perfekt. Aber das ist auch gar nicht nötig. Fehler sind kein Scheitern, sondern ein Training. Jede von uns hat schon einmal zu viel Puder genommen, zu dunkle Augenbrauen gemalt oder mit einer falschen Foundation gekämpft. Entscheidend ist nicht, dass alles sofort klappt – sondern dass du dranbleibst.
Sieh Fehler als Teil des Weges. Mit jedem Schminkversuch wächst dein Können, dein Gefühl für Farben und deine Sicherheit. Und irgendwann kommt dieser magische Moment: Du siehst in den Spiegel und denkst dir – „Genau so wollte ich aussehen.“ 🌸
Mit Liebe,
Tamara đź’•
Wenn du statt Fehlern lieber direkt die komplette Routine sehen möchtest:
In meinem Beitrag Vom Bartschatten zur strahlenden Frau – meine Make-up-Routine für Crossdresser zeige ich dir Schritt für Schritt, wie ich mich schminke – von der Rasur bis zum Finish Spray.
Wenn du Outfit-Ideen suchst oder dich für feminines Styling als Crossdresser interessierst, schau gern auf meinem Instagram-Profil @tamaralisell vorbei. Lass dich inspirieren, mach mit – und zeig dich! 💕